Installationsansicht © Boris Aleksandrov

13. Dezember 2025
– 11. Januar 2026

Lyoudmila Milanova und Jordan West

Kosmos des Alltags

Eröffnung

13. Dezember 2025, 12 Uhr

Öffnungszeiten

Sa – So, 12 – 18 Uhr, und nach Vereinbarung

Events

Eintritt

Frei

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Installationsansichten © Boris Aleksandrov

Kuratiert von Nada Schroer

Die Ausstellung bringt die Werke von Lyoudmila Milanova und Jordan West in einen Dialog, der über das Verhältnis von Kosmischem und Alltäglichem und die Wechselwirkung von Struktur und Zufall nachdenken lässt. Beide fragen, wie Menschen und soziale Gemeinschaften sich in unterschiedlichen Zeiten und kulturellen Kontexten verorten.

Im Kunstraum Heilig Geist – einer ehemaligen Kirche, geprägt von industrieller Geschichte und sozialem Wandel – erweitert sich diese Fragestellung um eine Dimension des Teilens und der Begegnung. Besucher:innen sind eingeladen, Zeichnungen aus Jordan Wests Serie Journal Drawings mitzunehmen. Das Verschenken reflektiert Wertschöpfung und Teilhabe und verwandelt den sakralen Ort in einen Raum zeitgenössischer Resonanz.

Milanova richtet den Blick auf astronomische Bewegungen, geologische Kräfte und atmosphärische Erscheinungen, West auf urbanen Alltag und Relikte industrieller Kultur. Ihre Werke verbinden Überzeitliches und Momenthaftes, das Planetarische und das Persönliche.

Ein zentrales Motiv bei Milanova ist das Interesse an Übergängen zwischen Mythos, Naturwissenschaft und Ästhetik. Ihre Assemblagen machen geophysikalische Formationen sichtbar und zeigen die Verwobenheit von Mensch und Natur. In My strength is your inertia (2024) werden tektonische Bewegungen erfahrbar. Blueprint of the Sky (2023) verbindet kosmische Koordinaten mit sakraler Architektur, The Sky Eludes All Attempts At Planning (2017/2023) zeigt eine künstliche Wolke, die Unverfügbarkeit meteorologischer Prozesse verhandelt. Milanova spricht von einer „Neo-Romantik“, die Verlust und technologische Kontrollfantasien zugleich thematisiert.

Jordan Wests künstlerische Praxis ist von soziologischer Neugier geprägt. Seine Malereien zeigen menschenleere Parkplätze, Kreuzungen oder Innenräume von Autos in leuchtenden Farben – vertraut und fremd zugleich. Durch die Reduktion bis an die Grenze der Abstraktion verweisen seine Motive auf Strukturen der Wahrnehmung im Spätkapitalismus. Die Journal Drawings entstehen dagegen spontan, als Transkriptionen innerer Dialoge. Sie reflektieren unterschiedliche Zeitlichkeiten und schaffen durch das Verschenken einen Resonanzraum jenseits ökonomisierter Temporalität.

In der Gegenüberstellung der Werke wird der Sakralraum zur Übergangszone zwischen Planetarischem und Persönlichem. Kosmos des Alltags regt dazu an, über unsere Beziehung zur Welt zwischen Ordnung und Dynamik nachzudenken.

 

Lyoudmila Milanova
Geboren in Varna, Bulgarien, lebt in Köln. Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften an der Universität zu Köln, anschließend Kunst an der Kunsthochschule für Medien Köln. Sie arbeitet mit Naturphänomenen und ephemeren Materialien wie Nebel, Licht und Beobachtungen tektonischer oder solarer Aktivität. Ihr Werk umfasst Video, kinetische Objekte, Fotografie sowie Bühnenbild und Choreografie. 2025 wurde sie mit dem Zonta Cologne Art Award ausgezeichnet.
Auswahl jüngster Ausstellungen: Kunsthalle Emden (2025), Fuhrwerkswaage Köln (2025), Nationalmuseum Stockholm (2024), Hamburger Kunsthalle (2023), Kunst-Station Sankt Peter (2023), Kunstmuseum Bonn (2022).

Jordan West

Geboren 1969 in Wyoming, USA, lebt in New Mexico. Autodidakt mit Studien in Evolutionspsychologie, Philosophie und Geschichte am Hunter College, New York. Seine Gemälde untersuchen kollektive Erinnerung und die Beziehung zwischen Menschen, Ort und Zeit. Sie zeigen menschenleere Szenerien, geprägt von Abwesenheit, Realität, Erinnerung und Erzählung. West reduziert Orte auf essenzielle Formen und schafft Freiräume für individuelle Interpretation.