Ernesto Herrera Orta © Hanna Desmond

6. September
– 3. Oktober 2025

Ana Gropp-Kondić und Ernesto Herrera Orta

Erlösung Now

Eröffnung

6. September 2025, 16 Uhr

Öffnungszeiten

Sa – So, 12 – 18 Uhr

Events

Eintritt

Frei

No items found.

Werkansicht © Ana Gropp-Kondić

Text von Dr. Angela Weber

Der Dreiklang der Ausstellung lautet: Traum, Trauma und Erlösung. Die im Kunstraum Heilig Geist gezeigte Ausstellung ist als Schwellenraum zu verstehen und tritt in direkten Dialog zur Architektur und einstmaligen Kirche – dem Zelt. Aus dem Sakralraum ist ein Übergangsraum geworden, der uns einlädt, uns auf der Spur des Lebens von Ana Gropp-Kondić und Ernesto Herrera Orta zu bewegen. Die Schwelle zwischen den Orten –Resonanz/ Offenbarung/ Neuer Zirkus – ist Hoffnung auf Erlösung, ist Kulminationspunkt, an dem sich die Welten multimedial entfalten. Wir folgen Walter Benjamins "Engel der Geschichte" – um auf den Trümmern unseren Traum zu nähren, dass das, was ist, nicht alles ist.

Den Alptraum Europa im Horizont aktueller Kriege und des Krieges im ehemaligen Jugoslawien präsentiert die Künstlerin als Chiffre von Verletzung und Schmerz. Die Wunde und das Leiden werden in Ana Gropp-Kondićs vielgestaltigem Werk – den Installationen, Zeichnungen und Gedichten – zur ornamentierten Signatur verdichtet. Diese am Rande des Sagbaren und Zeigbaren angesiedelte Spur bricht mit dem Schweigen.  

Der Zirkusraum als Raum der Möglichkeiten und artistischen Praktiken gestaltet sich im Gesamtkunstwerk von Ernesto Herrera Orta – den Plakaten, Skizzen und Linoldrucken – als Schwelle in eine neue Zeit. Sie liefern uns "Bilder aus dem Land der Zukunft" und werden somit zu einer Sozialen Plastik.

Die Ausstellung "Erlösung Now" ist als Schwellenraum angelegt. Darin markieren Spiel und Zirkus – Dystopie und Utopie – eine Zeit des Übergangs und der Neuerfindung. Neben der Trauer und dem Schmerz öffnet sich das andere Jetzt, mitsamt der Möglichkeiten, die uns der Zirkus bietet. Der Zirkus hier als Metapher für das ‚Neue‘ und das sich in die Lüfte schwingende Jetzt verwendet und ganz konkret für all die fantastischen und kollektiven Praktiken, die unter seinem Zelt gedeihen.

So ist die Ausstellung auch als Mut spendender Aufbruch in das Neue gedacht, das wir spielend willkommen heißen wollen. Sie lädt uns ein, mitzumachen, auszuprobieren, über uns hinauszuwachsen und uns freundlich die Hände zu reichen auf unserer Reise des Lebens. Diese wird Ernesto in der Ausstellung live als Show aufführen.

Ana Gropp-Kondić (geb. 1982 in der SFR Jugoslawien) ist eine bildende Künstlerin, deren Werk sich an der Schnittstelle von Zeichnung, Lyrik, Erinnerungspolitik und sozialer Kritik bewegt. In Auseinandersetzung mit Gewalt, Verlust und Überleben entwickelt sie eine poetisch-politische Bildsprache, die den weiblichen Körper als Archiv und Projektionsfläche gesellschaftlicher Verletzungen sichtbar macht. Ihre Werkgruppen oszillieren zwischen zeichnerischer Stilisierung und radikaler Subjektivität. In jüngeren Arbeiten verbindet sie Fragmente aus Mythologie, Arbeiter*innenbewegung und antifaschistischer Erinnerung mit installativen Mitteln wie Spiegeln, Textinterventionen und floralen Symbolträgern.

Ihre künstlerische Praxis umfasst gezeichnete Erzählungen, begehbare Denkmäler und lyrische Architekturen des Widerstands. Arbeiten wie Nekropolis, Anograd oder die Mohnblumeninstallation zum 8. Mai artikulieren eine fragile Ästhetik des Erinnerns – getragen von Klassenbewusstsein, Trauer und einer zutiefst politischen Sensibilität für das Unsichtbare. Zentrale Bezugspunkte sind dabei biografische Brüche, strukturelle Ausgrenzung sowie transgenerationale Erfahrungen von Widerstand, Verletzbarkeit und Hoffnung. Ihre Arbeiten sind Teil kritischer Diskurse zu feministischer Kunst, migrantischer Perspektive und erinnerungspolitischer Praxis. Ana Gropp-Kondić arbeitet zwischen dokumentierter Gebrochenheit und stiller Zeugenschaft – und versteht Kunst als Sprache, die bleibt, wenn andere Sprachen versagen.

Ernesto Herrera Orta, auch bekannt als Ernesto Lucas HO, hat sein Talent zum Zeichnen seit seiner Kindheit kultiviert, es weiterentwickelt und es täglich in seinem Leben angewendet. Sein Interesse an der Kunstkultur und ihren Wandlungen hat ihn zu einem multidisziplinären Schöpfer gemacht. Der Zirkus und die Oper gehören zu seinen bevorzugten Universen, und seine Neugier auf die Wurzeln verschiedener Kulturen und deren künstlerische Ausdrucksformen motiviert ihn, ständig zu reisen und neue Erfahrungen zu sammeln.

Durch autodidaktische Ausbildung und ein kurzes Jahr an einer Akademie der Schönen Künste in seiner Heimatstadt Mexiko-Stadt, trat Ernesto eine Reise an, die ihn zunächst nach Europa und später in den Nahen Osten führte. Berlin, wo er mehrere Jahre verbrachte, wurde zu seinem Labor und kreativen Zentrum. Von dort aus bereiste er die Welt und nahm an Festivals, Konzerten, Ausstellungen und anderen kulturellen Veranstaltungen teil, bei denen er seine Magie durch Zirkusakrobatik oder seine piktografischen Kreationen mit dem Publikum teilte.

Ernesto hat sich auf das Zeichnen und Malen von Buchstaben des lateinischen Alphabets spezialisiert und ist Praktiker und Lehrling des alten Handwerks des Schildermalers, einem Handwerk, das er leidenschaftlich liebt und weiterhin durch Workshops vertieft, die er sowohl besucht als auch leitet. Seine beständigste Arbeit besteht darin, seine täglichen Erlebnisse in Notizbüchern festzuhalten, indem er visuelle Aufzeichnungen von karikierten Details des Alltags schafft, die Fenster zur Fantasie und zum Sammeln von stempeln eröffnen.

Derzeit lernt er Trompete zu spielen, was eine neue Facette in seinem kontinuierlichen künstlerischen Prozess darstellt.