Aljoscha, Violett (detail), 2025 © Aljoscha

20. Juli 2025
– 31. August 2025

Aljoscha

Ovarium Aeternum Initium

Eröffnung

20. Juli 2025, 16 Uhr

Öffnungszeiten

Mi – Fr, 15 – 19 Uhr Sa – So, 12 – 18 Uhr

Events

Eintritt

Frei

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Kuratiert von Prof. Dr. Beate Reifenscheid

Die Heilig-Geist-Ausstellungshalle in Essen zeigt ab dem 20. Juli 2025 die monumentaleInstallation „Ovarium Aeternum Initium“ des international tätigen Künstlers Aljoscha.

Die transluzente, rosa-violett schimmernde Skulptur ist mehr als eine raumgreifende Plastik. Sieist ein flüchtiger Organismus, eine Vision von Leben jenseits uns bekannter biologischerBedingungen. Aus pigmentiertem Acrylglas geformt, entfaltet sich die Installation alsschwebende, wuchernde Struktur im ehemaligen Kirchenschiff. Sie scheint zu wachsen, zupulsieren, sich zu verwandeln. In ihren Formen verbinden sich filigrane Äste mit weichenVolumina, Organisches mit synthetischem Ausdruck. So entsteht ein poetischer Zwischenraum– nicht Tier, nicht Pflanze, sondern ein Superorganismus.

Aljoscha nennt diesen Ansatz Bioismus. Seine Idee: Kunst kann nicht nur abbilden oderinterpretieren, sondern erschaffen – komponieren. Sie kann neue Existenzformen vordenken,bewohnbar machen, fühlbar machen. „Ovarium Aeternum Initium“ ist der Versuch, eine andereOntologie zu erproben – jenseits von Mensch, Natur, jetzigem Wissensstand.Die Heilig-Geist-Kirche, entweiht und zur Ausstellungshalle transformiert, wird in diesem Projektselbst zum atmenden Organismus. Die Lichtverhältnisse, die Weite des Raumes, die Resonanzmit dem Publikum – alles wird Teil einer immateriellen Osmose. Die plastischen Körper aussynthetischer Organik leuchten aus sich heraus. Sie werfen Schatten, flirren, verschwimmen mitdem Raum. Sie rufen kein konkretes Bild hervor – sondern einen Zustand: Schweben, Staunen,Verbundenheit.

Der Titel verweist auf einen Anfang – „Initium“ – und ein neues Paradigma: das „Ovarium“, derarchetypische Ort der Möglichkeit. Es geht nicht um Reproduktion, sondern um Schöpfung imweitesten Sinne. Nicht um Geburt im biologischen Sinn, sondern um metaphysischeEntstehung. Um das Werden von etwas radikal Anderem.

Aljoschas Arbeit versteht sich als ästhetische Ethik. Sie stellt Fragen, ohne zu belehren. Dietransluzente Skulptur zeigt: Sichtbarkeit bedeutet nicht Blöße oder Einfachheit. Leuchten istkein Beherrschen. Es ist Einladung.

Aljoschas Bioismus ist international präsent – in Museen, Universitäten, Kirchen. DieAusstellung in Essen ist ein bedeutender Beitrag zur Diskussion über Kunst, Ethik und Zukunft.Sie wird begleitet von Gesprächen und Nebenveranstaltungen. Der Künstler lädt ein zum Dialog– mit der Arbeit, der Zukunft, sich selbst.

Aljoscha (geb. 1974 in Lozova, Ukraine) ist ein zeitgenössischer Bildhauer undKonzeptkünstler, dessen Arbeiten sich an der Schnittstelle von Biologie, Philosophie undspekulativer Ethik entfalten. Ausgebildet an der Kunstakademie Düsseldorf in der Klasse vonKonrad Klapheck sowie in Salzburg bei Shirin Neshat, widmet er sich seit den frühen 1990er-Jahren einem künstlerischen Ansatz, den er selbst als Bioism (oder Biofuturism) bezeichnet undentwickelt. Seine Installationstätigkeit umfasst monumentale, ortsbezogene Arbeiten ebensowie flüchtige Interventionen in öffentlichen und wissenschaftlichen Räumen.Aljoschas Arbeiten wurden international ausgestellt und gefördert und finden sich heute inrenommierten Sammlungen – vom Kupferstichkabinett Berlin bis zum Getty Center LosAngeles. Projekte wie Khēmia of Ma’at (2025) oder seine laufende Intervention Project Hope(2022–2025) in den Kriegsgebieten der Ukraine demonstrieren seine Kombination auswissenschaftlicher Neugier, politischer Dringlichkeit und ethischer Haltung. Hier verdichtet sichseine Suche nach dem bonum humanum: einem Leben, das nicht nur existiert, sondern aufMitgefühl, gemeinsames Werden und postbiologische Möglichkeiten zielt.Aljoscha arbeitet gegenwärtig zwischen Westeuropa und der Ostukraine. Er erforschtfortwährend, wie Kunst nicht nur abbildet, sondern lebendige Diskurse und künftigeLebensformen selbst hervorbringt.